Tüten, die man angeblich in den Biomüll werfen kann
Wer Tüten kauft, die man angeblich in den Biomüll werfen kann, tut der Umwelt nichts Gutes - im Gegenteil. Ausgerechnet diese Tüten lassen sich nur schwer und nur unter bestimmten Voraussetzungen kompostieren.
30.01.2019, Ein Beitrag von Lisa Brack/Head of Reporter CHIP.de (Auszug)
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Der Beitrag in Textform (Auszug)
30.01.2019, Beitrag von Lisa Brack/Head of Reporter CHIP.de
Schädliche Biomüll-Tüten im Müll: Warum sie ein riesengroßer Mist sind
Warum Biomülltüten ein Problem sind
Wer Tüten kauft, die man angeblich in den Biomüll werfen kann, tut der Umwelt nichts Gutes - im Gegenteil. Ausgerechnet diese Tüten lassen sich nur schwer und nur unter bestimmten Voraussetzungen kompostieren. Die Stadt München engagiert mittlerweile Mülldetektive, die diese Tüten mühsam aufspüren. CHIP sprach mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) und erfuhr, was für einen Schaden die Tüten verursachen und ob Fleisch in die Biotonne darf oder nicht.
Falscher Müll im Müll: Biomülltüten verrotten viel langsamer
"100 Prozent kompostierbar", "recyclingfähig" oder "biologisch abbaubar": Solche Formulierungen findet man auf Tüten, die man bedenkenlos angeblich im Biomüll entsorgen kann. Klingt ideal, wenn man nicht jede Obstschale separat aussortieren und zum Müll heruntertragen möchte.
Diese Versprechungen sind zwar nicht gelogen, allerdings treffen sie nur unter bestimmten Bedingungen zu. Eine Biomülltüte braucht zwölf Wochen, bis sie verrottet - und das auch nur zu 90 Prozent. Genau das ist die Crux an der Sache: Abfallverwerter wie der AWM (Abfallwirtschaftsbetrieb München) können nicht so lange warten. Die Rottezeit von Biomüll beträgt bei den Verwertern nur sechs Wochen.
Die Folge: Sie müssen diese Biotüten wieder aus dem Müll aussortieren. Dies passiert nach dem Kompostieren, also etwa bereits sechs Wochen, nachdem der Biomüll mit einer speziellen Flüssigkeit behandelt wurde und gegärt hatte. Das große Problem ist, die Abfälle in der Tüte verrotten nicht, sodass nicht nur die Tüte, sondern auch der darin befindliche Müll maschinell entsorgt werden muss.
Üblicherweise werden die Tüten verbrannt. Auch die Herstellung der Tüten ist ökologisch eher zweifelhaft, schließlich bestehen sie hauptsächlich aus Maisstärke. Und das bedeutet einen hohen Energieverbrauch für die Herstellung des Maisdüngers und ein bedeutender CO2-Ausstoß aller Transporte.
Biomüll sammeln: Ist Zeitungspapier dafür geeignet?
Die Kontrolle der Abfallwirtschaft München checken die Biotonnen und machen Bewohner darauf aufmerksam, wenn die Tonnen falsch befüllt sind. AWM Im Interview mit CHIP ruft der Abfallwirtschaftsbetrieb München die Bürger auf, diese Bioplastik-Tüten nicht zu verwenden. Die wohl umweltfreundlichste Lösung ist ein Eimer, den man regelmäßig direkt in die Tonne entleert.
Wer nicht stets den Eimer auswaschen will, kann auch gut Zeitungspapier benutzen, rät die Pressestelle des AWM. Auch Küchen-Krepp ist dafür geeignet. Wollen Sie ein richtiges Behältnis, rät man auch zu nicht beschichteten Papiertüten (etwa aus dem Supermarkt) oder dedizierte Papiertüten für den Biomüll (erhältlich bei den üblichen Drogerieketten oder aber auch bei Amazon).
In Mehrfamilienhäusern sollten Sie Ihre Nachbarn auch informieren - beispielsweise, in dem Sie diesen Artikel ausdrucken und in den Hausflur hängen.
Bürgerinnen und Bürger aus München können sich darüber hinaus beispielsweise hier einen entsprechenden Aufkleber für Ihre Biotonne kostenlos bestellen.
Gelbe und rote Karten für falsch befüllte Biotonnen
Gelbe oder rote Karte: Je nach Falschbefüllung kleben die Mitarbeiter des AWM einen gelben oder roten Aufkleber auf die Biomülltonne. Beim roten Aufkleber kommen Extrakosten auf die Bewohner zu. AWM Die Aussortierung der Tüten ist ein umständliches Vorgehen. Deshalb hat die Stadt München begonnen, Mülldetektive auf die Jagd nach Müll im Müll zu entsenden. Vier dieser Mitarbeiter sind im Westen von München, im Stadtteil Laim, unterwegs und überprüfen die braunen Biotonnen. Ihre Aufgabe ist es, Bewohner hinzuweisen, wenn sie Sachen im Biomüll entdecken, die nicht dort reingehören - darunter eben diese Biomülltüten. Finden sich drei bis vier sichtbare Fremdstoffe in der Tonne, gibt es einen gelben Aufkleber, der quasi als gelbe Karte dient. Sind es mehr als vier Fremdstoffe, verpassen die AWM-Mitarbeiter der Tonne einen roten Aufkleber. Dann wird die Tonne als Restmülltonne entsorgt, die Leerung kostet je nach Größe der Tonne knapp sechs beziehungsweise knapp elf Euro extra. Ist die Biotonne korrekt befüllt, ist die Leerung übrigens in der jährlichen Abfallgebühr inbegriffen und kostet damit nichts extra. Der AWM überlegt, weitere Mitarbeiter für andere Stadtteile zu engagieren.
Darf Fleisch in die Biotonne?
Böse Überraschung: Wenn das Müllauto vor dem Fermentierer seine Last ablädt, ist oft zu viel falscher Müll im Bio-Müll. (AWM)
Grundsätzlich dürfen Sie Folgendes in der Biotonne entsorgen:
– Gemüse-, Salat- und Obstreste (roh und gekocht)
– Fleisch- und Fischreste (roh und gekocht)
– Kartoffel-, Eier-, Nuss- und Obstschalen
– (alte) Brot und Backwaren
– Kaffeesatz, Kaffeefilter, Kaffeepads
– Blumen und Pflanzen (ohne Topf), Blumenerde
– Laub, Gras, Baum- und Strauchschnitt
– Zeitungs- und Küchenpapier in kleinen Mengen, um Feuchtigkeit aufzusaugen
Was darf NICHT in die Biotonne?
So bitte nicht: Plastikmüll gehört nicht in die Biotonne, auch nicht Biomülltüten, denn sie verrotten zu langsam.
– Plastiktüten, kompostierbare Müllbeutel
– Glas – Hygienepapiere, Windeln
– Asche
– Katzen- und Kleintierstreu
– Christbäume (diese müssen auf die Wertstoffhöfe gebracht werden)
– Sperriger Baum- oder Strauchschnitt
– Steine und Bauschutt (auch diese gehören bis maximal 0,1 Kubikmeter auf die Wertstoffhöfe)