Abfallsammeln vollelektrisch

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KSJ testete vollelektrischen Mercedes-Benz eEconic
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KSJ testete vollelektrischen Mercedes-Benz eEconic

Der Kommunalservice Jena (KSJ) hat vom 20. bis 27. August 2025 den vollelektrischen Mercedes-Benz eEconic im regulären Einsatz der Müllentsorgung getestet. Eingesetzt wurde das Fahrzeug in der Einsammlung von Leichtverpackungsabfällen (gelbe Tonne) sowie Papier, Pappe und Kartonagen (blaue Tonne). Mehrere Teams von Müllwerkern konnten die Gelegenheit nutzen, das Fahrzeug im Stadtgebiet unter realen Bedingungen zu erproben. Geladen wurde das Abfallsammelfahrzeug über ein mitgeliefertes stationäres Schnellladegerät (Gleichstrom).

Dass Abfallsammelfahrzeug verfügt über ein zulässiges Gesamtgewicht von 27 Tonnen und wird von einer elektrischen Antriebsachse mit zwei integrierten Elektromotoren und Zwei-Gang-Getriebe angetrieben. Drei Batteriepakete mit einer installierten Kapazität von jeweils 112 kWh (insgesamt 336 kWh) liefern eine nutzbare Kapazität von rund 97 kWh je Modul. Daraus ergibt sich eine Reichweite von bis zu 150–200 Kilometern je nach Einsatzprofil. Die beiden flüssigkeitsgekühlten Motoren erzeugen eine Dauerleistung von 330 kW sowie eine Spitzenleistung von 400 kW. Ein Vorteil im Sammelverkehr ist zudem die Energierückgewinnung durch Rekuperation, gerade im Stop-and-Go-Betrieb.

 

Ziel: Elektrifizierung der Fahrzeugflotte des KSJ

Mit diesem Testeinsatz setzt der KSJ ein weiteres Zeichen für seine Bemühungen, die rund 340 Fahrzeuge umfassende Flotte Schritt für Schritt zu elektrifizieren. Bereits heute sind rund 20 Elektrofahrzeuge – darunter fünf E-Transporter – in Bereichen wie Baumpflege, Spielplatzunterhaltung, Grünflächenpflege und Stadtreinigung im Einsatz. Ab 2026/2027 ist die Umstellung weiterer großer Fahrzeuge vorgesehen. 

 

Investition in weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur

Parallel dazu baut der KSJ die notwendige Ladeinfrastruktur auf: Derzeit entsteht in der Löbstedter Straße 68 eine Trafostation, die voraussichtlich im ersten Quartal 2026 in Betrieb geht. Darauf folgen der Ausbau des Stromleitungsnetzes sowie intelligente Ladesysteme mit Lastmanagement. Ergänzt wird dieser Weg durch Photovoltaikanlagen auf geeigneten KSJ-Dächern, die künftig zusätzlichen Strom für den Betrieb der E-Fahrzeuge liefern sollen.

 

Praxistest bestanden

Der erste Eindruck des Fahrzeugs fiel durchweg positiv aus. Besonders die schnelle Beschleunigung und das direkte Ansprechverhalten überzeugten im täglichen Einsatz. Die Touren konnten jeweils effizient abgearbeitet werden. Auch die technische Ausstattung fand Anerkennung: Neben modernen Assistenzsystemen sorgten Details wie Griffheizungen und eine bessere Ausleuchtung der Arbeitsbereiche für zusätzlichen Arbeitskomfort.

Nach den Touren verfügte das Fahrzeug noch über 40 bzw. teilweise 50 Prozent Restkapazität der Batterie, die über Nacht zuverlässig auf 100 Prozent geladen wurde. Damit zeigte sich, dass das Fahrzeug im städtischen Einsatz eine stabile Reichweite bietet. Für eine umfassendere Bewertung empfehlen die Müllwerker einen weiteren Test im Restabfallbereich, insbesondere unter winterlichen Bedingungen. Die Müllwerker berichteten zudem von einem insgesamt angenehmeren Arbeitsumfeld: Der Betrieb ohne Abgase, Motorhitze und Lärm trug zu einer spürbar besseren Arbeitsatmosphäre bei. Herausforderungen gab es jedoch auch – so erwies sich der Fahrzeugaufbau mitunter als zu lang für enge Straßen in Jena, und die separate Bedienung des Fahrwerks wurde nicht als optimal empfunden. Insgesamt hinterließ das Fahrzeug aber einen durchweg positiven Gesamteindruck.

 

Mit dem Fahrzeugtest unterstreicht der KSJ, dass er konsequent auf eine nachhaltige, emissionsfreie Stadtsauberkeit hinarbeitet – und dabei die Praxistauglichkeit neuer Technologien stets im Blick behält.